Mittwoch, 10.09.2025 | 11:00 – 12:30
Volkshaus Jena | Otto-Schott groß
Das Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses – auch bekannt als Tenure-Track-Professuren-Programm – verfolgt das Ziel, bundesweit 1.000 zusätzliche Tenure-Track-Professuren einzurichten. Damit soll eine planbare und transparente Karrierestruktur für den wissenschaftlichen Nachwuchs geschaffen werden. Das Programm ermöglicht frühzeitige Entscheidungen über eine langfristige Perspektive im Wissenschaftssystem und trägt zur Förderung von Chancengerechtigkeit sowie zur besseren Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Karriere bei. Zugleich soll durch die Etablierung eines international sichtbaren und anerkannten Karrierewegs die Attraktivität des deutschen Wissenschaftssystems nachhaltig gestärkt werden.
Zwar zeigt eine kürzlich erschienene Evaluation, dass 81 % der geförderten Tenure-Track-Professorinnen und -Professoren eine Verbesserung der Planbarkeit und Transparenz ihrer Karrieren sehen [1]. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen, wie die fehlende flächendeckende Etablierung transparenter Auswahl- und Evaluationsverfahren für Juniorprofessuren [3]. Zudem besteht Unklarheit darüber, ob die Juniorprofessur als Qualifizierungs- oder Bewährungsphase verstanden wird. Ein weiteres Problem ist die Sorge um mögliche Schäden an den Berufsbiographien von Kollegen und Kolleginnen bei negativen Evaluationen bzw. fehlender Erfüllung von Evaluationskriterien.
Um diese Herausforderungen zu meistern, könnte ein breiterer Erfahrungsaustausch zwischen den Hochschulen und Fachbereichen hilfreich sein, um einheitlichere und gerechtere Evaluationsprozesse zu entwickeln. Zwar gibt es bereits positive Ansätze und Positionspapiere [3, 4] um Vorschläge für quantifizierbare Leistungsindikatoren zu definieren, e.g. im Fach Biometrie/Statistik [2] jedoch fehlen diese Konkreten Leitlinien in vielen anderen Fachbereichen, wie der Medizinischen Informatik oder Bioinformatik.
Mit dem geplanten Workshop zum Thema „Leben in der Unsicherheit - Workshop zu Tenure-Track Kriterien bei Junior-Professuren und Nachwuchsgruppen“ möchten wir einen Prozess anstoßen, um diese Lücke in einer fachbereichsübergreifenden, umfassenden Interaktion zu schließen. Hierzu dienen insbesondere mehrere Impulsvorträge mit anschließender Paneldiskussion, deren Ziel die Präzisierung auf Kernkriterien und deren Verschriftlichung zu einem Positionspapier ist.
Agenda (Vorträge mit anschließender Paneldiskussion)
- Dr. Matthias Kiesselbach, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG),
Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA) - Ein Überblick - Dr. Martin Hellfeier, Deutscher Hochschulverband (DHV):
Rechtliche Rahmenbedingungen bei Tenure-Track Evaluationen - Dr. Frauke Peter, Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW),
Tenure Track in Deutschland: Ein datenbasierter Überblick
Paneldiskussion
- Dr. Martin Hellfeier, DHV
- Dr. Matthias Kiesselbach, DFG
- Dr. Frauke Peter, DZHW
Moderation: Myriam Lipprandt, Ann-Kristin Hauschild
Literatur/Referenzen:
[1] Berger F, Hohmann L, Pschorn L, Jungbauer-Gans M, Peter F, Lorenz N. Erste begleitende Evaluation des Bund-Länder- Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, (Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung), 12. Juli 2024 (Link)
[2] Friedrich S, Friede T (Göttingen), und der Fachausschuss Biometrie. Position der GMDS zu Tenure-Track* Kriterien für die Fächer Biometrie/Statistik an medizinischen Fakultäten, 14. Oktober 2021 (Link)
[3] DHV: Zur Gestaltung von Tenure-Track-Verfahren: Leitlinien des Deutschen Hochschulverbands (Link)
[4] Wissenschaftsrat: Personalstrukturen im deutschen Wissenschaftssystem | Positionspapier (Drs. 2639-25), Juli 2025, (Kurzfassung, Positionspapier)